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Selbsterntefelder in ganz Österreich

Selbsterntefelder in ganz Österreich

Inhaberin der Marke Selbsternte Julia Hieger erzählt

 

Vom Garteln mit Oma zum Selbsternte-Businessplan

 

Die Niederösterreicherin Julia Hieger ist Inhaberin der Marke Selbsternte. Ihr Ziel ist es, mit innovativen Landwirt:innen Selbsterntefelder in ganz Österreich zu gründen, sodass möglichst viele Menschen in den Genuss von selbst geerntetem Gemüse kommen.

Im Interview erzählt Julia Hieger von ihren ersten Gartenerfahrungen bis hin zu ihrer Firmengründung.

 

Liebe Julia, erzähle bitte über dich. Wer bist du? Wie ist dein Bezug zur Landwirtschaft bzw. zum Gärtnern?

Mein Name ist Julia Hieger, ich bin 33 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Lebensgefährten in St. Pölten, genauer gesagt in St. Georgen am Steinfeld. Seit März sind wir auch glückliche Eltern.

Ich bin auf meiner elterlichen Landwirtschaft aufgewachsen und dadurch schon immer mit der Natur in engem Kontakt gewesen. Meiner Oma durfte ich bereits als kleines Mädchen im Gemüsegarten helfen. Für mich war/ist es ganz normal in den Garten zu gehen und dort frische Paradeiser direkt von der Staude zu naschen. Wer diesen Geschmack kennt, weiß, dass frisches Gemüse nicht mit Geld aufzuwiegen ist. Erntefrisches Gemüse schmeckt unvergleichlich gut.

Nach meiner Matura habe ich den landwirtschaftlichen Facharbeiter in der LFS Pyhra gemacht und anschließend auch die Meisterprüfung absolviert.

Seit 2012 arbeite ich in der NÖ Landes-Landwirtschaftskammer. Dort bin ich in der Agrarkommunikation mit vielen spannenden Projekten betraut. An der Austrian Marketing University in Wieselburg habe ich 2019 mein Bachelorstudium abgeschlossen und derzeit absolviere ich ein weiteres Studium an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik.

Wie bist du zu der Idee des Selbsterntegartens gekommen?

Die Idee eines Selbsterntegartens entstand bereits 2014, im Zuge meiner Ausbildung zur landwirtschaftlichen Meisterin. Im Rahmen der Meisterarbeit hatten wir den Auftrag, neue Vermarktungsstrategien zu entwickeln. Da mein elterlicher Betrieb viele Felder in der Stadt direkt neben Wohnhausanlagen hat und dort die Bewirtschaftung der Äcker oft mit Schwierigkeiten verbunden war, habe ich mir überlegt, wie man diese Äcker anders nutzen könnte.

Meine Großmutter (inzwischen 94 Jahre) kümmerte sich immer um unser Gemüsebeet daher ist frisches Gemüse eine Selbstverständlichkeit für mich. Irgendwann kam mir dann der Gedanke, dass dies eigentlich purer Luxus ist, denn sehr viele Menschen haben diese Möglichkeit nicht.

Leider verschwand die Idee danach wieder für einige Jahre in der Schreibtischlade. Während meines Studiums an der Austrian Marketing University in Wieselburg wurden wir aufgefordert, einen Businessplan zu schreiben und dafür habe ich diese Idee wieder ausgegraben. Schlussendlich habe ich mit diesem Businessplan beim Wettbewerb i2b den zweiten Platz gemacht. Mein Lebensgefährte war schlussendlich derjenige, der mir den nötigen Mut zur Gründung (2020) gab und mich bei der Umsetzung noch immer unterstützt. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich.

Neben meinem eigenen Selbsterntegarten in St. Pölten habe ich 2021 die Marke Selbsternte übernommen und als Onlineplattform neu aufgestellt à www.selbsternte.at. Auf unserer Selbsternte Plattform kann man ganz einfach einen Selbsterntegarten in seiner Nähe finden und direkt ein Gemüsebeet buchen. Außerdem erfahren die Kund:innen etwas über die Bauern und Bäuerinnen und deren Angebote.

Inzwischen sind 27 Standorte in vier Bundesländern Teil unserer Selbsterntefamilie. Angefangen von Wien über Melk nach Linz, bis hin nach Graz. Mit unserer Plattform erleichtern wir auch den Landwirt:innen den Einstieg und die Vermarktung der Selbsterntegärten. Denn genau das erfordert viel Geschick, Zeit und Know-how.

Der „Tante Emma Garten“, wie dein Selbsterntegarten heißt, war eines der ersten Co-Gardening-Projekte im Raum St. Pölten, oder?

Es gibt viele verschiedene Konzepte im Bereich Urban Gardening (also Gärtnern in der Stadt), mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Uns ist bei der Selbsternte die enge Zusammenarbeit zwischen Konsument:innen und Landwirt:innen besonders wichtig.

Die Landwirt:innen bereiten die Felder vor und stehen mit Ratschlägen zur Seite. Die Konsument:innen wiederum pflegen, ernten und genießen ihr eigenes Gemüse. So erleben sie hautnah, wie es ist, im Einklang mit der Natur sich selbst mit wertvollen und köstlichen Lebensmitteln zu versorgen. Dieses Erlebnis geht beim Einkauf im Supermarkt leider verloren.

Mit diesem Hintergrund war mir im Raum St. Pölten kein anderer Selbsterntegarten bekannt. Inzwischen gibt es im Norden von St. Pölten auch „Anjas Garten“ von Andreas und Jasmin Neumayr. Sie gehören auch zu unserer Selbsternte Familie und ich durfte sie bei der Gründung unterstützen.

Wie funktioniert das Konzept Selbsternte?

Bei unseren Selbsterntegärten handelt es sich um ein nachhaltiges Konzept zur regionalen Nahversorgung, ganz nach dem Motto „ernten statt kaufen“.

Die Selbsternte-Beete entstehen in Partnerschaft mit den Bäuerinnen und Bauern vor Ort, welche die beschwerliche Bodenbearbeitung und Düngung übernehmen. Viele Betriebe stellen auch Biosaatgut und Bio-Jungpflanzen zur Verfügung.

Unsere Kund:innen übernehmen im Frühjahr, meist Ende April/Anfang Mai, ein von den Landwirt:innen professionell vorbereitetes Gemüsebeet mit vielen verschiedenen Gemüsekulturen. Ein paar Reihen bleiben dabei frei, damit auch persönliche Lieblingsgemüsesorten gepflanzt oder mit Raritäten experimentiert werden kann. Ab diesem Zeitpunkt sind unsere Kund:innen selbst für ihr Gemüsebeet verantwortlich. Zu ihren Aufgaben gehören gießen, Unkraut jäten, ernten und genießen. Gartenwerkzeug, Wasser und eine schöne Atmosphäre werden von den Landwirt:innen zur Verfügung gestellt. Einige bieten auch Kurse zu verschiedenen Themen an.

Die Parzellengrößen variieren je nach Anbieter. Am häufigsten werden 20 m², 40 m² und 80 m² große Flächen angeboten. Im Tante Emma Garten biete ich nur 20 m² an, weil das groß genug ist, um zwei Personen mit Gemüse zu versorgen. Im Herbst werden die Beete abgeerntet und die Landwirt:innen bereiten die Felder wieder für die nächste Saison vor.

Unsere Kund:innen werden dadurch selbst zu Gärtner:innen mitten in der Stadt. Von Mai bis Oktober/November pflegen und ernten sie ihr eigenes Gemüse. Dadurch erhalten die Kund:innen wieder mehr Bezug zur Natur und vor allem eine Beziehung zu Lebensmitteln. Außerdem wird der Trend „Do-it-yourself“ aufgegriffen. Durch das eigenhändige Anbauen von Gemüse kann man auch sehr viel Geld sparen und es ist ein schöner Ausgleich zum oft stressigen Alltag.

Der Selbsterntegarten stellt den Gegenpart zur Industrialisierung der Lebensmittelerzeugung dar, welchen ich in ganz Österreich bekannt machen möchte. Als landwirtschaftliche Meisterin und Betreiberin eines eigenen Selbsterntegartens kann ich andere Landwirt:innen in der Umsetzung bestmöglich unterstützen. Gegen eine jährliche Servicepauschale erhalten die Landwirt:innen eine eigene Seite auf unserer Plattform. Ich unterstütze sie beim Aufbau ihres Selbsterntegartens und übernehme die Marketing- und Vermarktungsaufgaben.

Wie wird das Selbsternten von den Menschen angenommen?

Ich habe bis jetzt nur positive Rückmeldungen bekommen und viele meiner Kund:innen sind von Anfang an, also schon das 4. Jahr dabei.

Da die Konsument:innen selbst viel Zeit und Liebe in die Gartenarbeit stecken, wird weniger weggeschmissen und die Speisen werden mit viel mehr Genuss und Stolz zubereitet und genossen. Da ich selbst auch ein Beet im Selbsterntegarten habe, bin ich auch regelmäßig dort und tausche mich mit meinen Kund:innen über unterschiedliche Themen aus. Oft präsentieren sie mir auch voller Stolz ihre Ernte. Dies sind besonders schöne Momente für mich. Jedes Jahr ist anders und birgt neue Herausforderung, so bleibt die Gartenarbeit immer spannend.

Gibt es Zukunftspläne für das Projekt oder hast du noch andere Gartenprojekte vor?

Da die persönliche Beziehung zwischen Landwirt:innen und Kund:innen eine wesentliche Rolle in der Selbsternte spielt, kann ich selbst nur einige wenige Standorte in St. Pölten persönlich betreuen. Um unser Nahversorgungskonzept weiter auszubauen, benötigt es viele Landwirt:innen in ganz Österreich, welche dieses Vermarktungskonzept gemeinsam mit mir verfolgen möchten.

In Österreich gibt es zwar vereinzelt Selbsterntefelder, jedoch gab es bis jetzt keinen österreichweiten Anbieter. Dies möchte ich mit unserer Selbsternte Plattform ändern.

Meine Vision ist es, jedem Menschen die Möglichkeit zu bieten sich selbst mit frischem und regionalem Gemüse zu versorgen. Selbsternte-Felder in jeder Stadt Österreichs ist ein ambitioniertes Ziel, welches nur mit der Unterstützung von innovativen Landwirt:innen erreicht werden kann!

www.selbsternte.at

 

     

    Erntefrisches Gemüse schmeckt unvergleichlich gut.

    Frisches Gemüse ist keine Selbstverständlichkeit, sondern purer Luxus.

    Jedes Jahr ist anders und birgt neue Herausforderung, so bleibt die Gartenarbeit immer spannend.

    Selbsternte-Felder in jeder Stadt Österreichs ist ein ambitioniertes Ziel!

     

    6 Gründe für ein Selbsternte-Beet:

    • eigenes Beet
    • frisches Gemüse
    • professionelle Vorbereitung
    • Rund-um-Service (Gartengeräte, Gießwasser, Kurse usw.)
    • vorbepflanzte Beete
    • sozialer Austausch

     

    Ein Interview von Madeleine Steindl

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